Früher feierte die Kirche Weihnachten über mehrere Tage hinweg bis zum Januar. In Deutschland vereinheitliche die Reformation die Weihnachtsfeiertage auf zwei. Der 2. Weihnachtstag steht als gesetzlicher Feiertag in ganz Deutschland im Kalender und ist immer am 26. Dezember. 2016 fällt er auf einen Montag. Viele Deutsche nutzen diesen Tag, um weiter entfernte Angehörige zu besuchen.
Fleischwerdung des Wortes und Stephanstag
Die evangelische und katholische Kirche haben am 2.Weihnachtstag zwei unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Feiern. Die evangelische Kirche feiert, dass in Jesus Gott Fleisch geworden ist. Dieses eigentümliche Wort aus dem Johannesevangelium zielt darauf ab, dass Jesus ein sterblicher Mensch war und feiert die Geburt unter einem weiteren Aspekt. Viel älteren Ursprungs als das Weihnachtsfest ist das Gedenken an den ersten Märtyrer Stephanus. Er gehörte zu den ersten Diakonen in der urchristlichen Gemeinde. Seine Predigten führten zu einer Anklage wegen Gotteslästerung und die Strafe war seine Steinigung. Im katholischen Kirchenkalender ist der 2. Weihnachtstag der Stephanstag. Auch in den evangelischen Gottesdiensten gibt es an diesem Tag Fürbitten für verfolgte Christen. Die Freude über die Geburt Jesu im Zusammenhang mit der Trauer um verfolgte Christen soll die Bedeutung des christlichen Lebens betonen. Im katholischen Kirchenkalender gibt es die Besonderheit, dass sich die Feier des Stephanstages verschiebt, wenn er auf einen Sonntag fällt. Denn dann feiern Katholiken das Fest der Heiligen Familie, die sich aus Josef, Maria und dem Jesuskind zusammensetzt.
Stephanus steinigen
Wer 2016 im Münsterland am 2. Weihnachtstag ein Gasthaus aufsucht, dem sei empfohlen, einen Stein mit sich zu führen. Dort gibt es die Tradition des „Stephanus steinigen“: Nach dem Gottesdienst begeben sich vor allem die Männer in die Kneipe und haben ein Stein dabei. Denn wer keinen vorweisen kann, muss die Runde bezahlen. Da Stephanus als Schutzheiliger der Pferdeleute gilt, gibt es in Regionen Bayerns den Brauch des Stefaniritts. Nach solchen geschmückten Ausritten segnet ein Geistlicher die Pferde.
Bild: Meister der Altöttinger Türen: Hl. Stephanus (Detail), um 1520-30, Author: Rufus46 CC Lizenz